Fachkräftemangel trifft Schweizer Firmen hart

Bild: Pexels/Andrea Piacquadio

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Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des B2B-Plattformbetreibers Visable unter Schweizer Unternehmen verdeutlichen die dramatischen Auswirkungen des Fachkräftemangels. So gibt rund die Hälfte der Befragten an, dass sich das Fehlen von geeignetem Personal bereits „eher stark“ oder sogar „sehr stark negativ“ auf den Geschäftserfolg auswirkt.

Auch in den anderen Kernmärkten von Visable wurden Entscheidungsträger befragt. Dabei zeigt sich, dass die negativen Auswirkungen in Deutschland, Frankreich und Österreich ähnlich stark sind wie in der Schweiz. Im Durchschnitt aller Länder schätzt jeder zweite Befragte (51 Prozent) die Auswirkungen als „eher stark“ oder sogar „sehr stark“ ein, in Österreich sind es sogar fast 6 von 10 Befragten (58 Prozent). Über alle Länder hinweg sehen die Entscheider die Zukunft düster: Jeder Zweite (48 Prozent) erwartet eine Verschlechterung der Situation, nur 6 Prozent hoffen auf eine Verbesserung. Der Fachkräftemangel scheint also ein gesamteuropäisches Problem zu sein und belastet die Entwicklung des Wirtschaftsraums.

Fachkräftemangel führt zu mehr Personalausfällen

Eine der stärksten Auswirkungen des Fachkräftemangels ist laut der Schweizer Befragten eine deutliche Mehrbelastung der Belegschaft (32 Prozent). Mehr als jeder vierte Befragte gibt zudem an, dass es durch den Fachkräftemangel zu mehr Personalausfällen und Krankmeldungen kommt (27 Prozent) – insgesamt äusserst unruhige Zeiten für Personaler und herausfordernde Zeiten für Angestellte. Die am häufigsten geäusserte Befürchtung unter Schweizer Firmen ist der Verlust von Know-how und Qualität durch fehlende Fachkräfte. Fast 4 von 10 Befragten gaben diese Antwort (39 Prozent). Der Mangel macht sich auch schon deutlich in erhöhten Personalkosten bemerkbar (28 Prozent). Besonders bedenklich für die Zukunft: Jedes vierte Unternehmen (26%) tut sich aufgrund des Mangels an geeigneten Kandidaten schwerer mit der Nachfolgeplanung.

Abwanderungswelle durch Fachkräftemangel?

Wie dramatisch die Situation empfunden wird, zeigt auch folgende Zahl: Rund jedes siebte Unternehmen (15 Prozent) denkt bereits darüber nach, zumindest teilweise ins Ausland abzuwandern. Würden diese Pläne flächendeckend umgesetzt, wären in der Schweiz hochgerechnet mehrere Tausend Unternehmen betroffen. In den nächsten Jahren droht also eine Abwanderungswelle. Und das obwohl viele Unternehmen in Anbetracht der kritischen Situation bereits eine breite Palette an Massnahmen nutzen, um die negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels abzufedern. Hier unterscheidet sich die Herangehensweise in der Schweiz merklich von den anderen Ländern in der Umfrage. In allen anderen Märkten ist der Ausbau des eigenen Recruitings die beliebteste Massnahme und wird im Schnitt von jedem dritten Befragten dort genannt (34 Prozent). In der Schweiz setzt nur jeder Fünfte (21 Prozent) auf die eigene aktive Suche nach geeigneten Mitarbeitern, dafür suchen Schweizer Firmen ihr Heil vor allem im Outsourcing von Massnahmen (26 Prozent). Ein weiterer Hoffnungsträger ist die Digitalisierung. Beim Einsatz von KI als Reaktion auf den Fachkräftemangel liegt die Schweiz an der Spitze der untersuchten Märkte: Bereits 21 Prozent nennen diese Massnahme. Im Schnitt aller anderen Länder sind es nur 16 Prozent, in Österreich sogar nur 11 Prozent. Ebenso setzt jedes fünfte Unternehmen in der Eidgenossenschaft auf Digitalisierung und Automatisierung (21 Prozent) zur Bekämpfung der negativen Auswirkungen des Mangels an qualifiziertem Personal. Interne Kompetenz- und Wissenstransferprogramme sind mit 25 Prozente ebenfalls sehr beliebt. Mit besseren Vertragskonditionen will jedes vierte Unternehmen Fachkräfte anlocken, darunter geben 23 Prozent Zahlungen überdurchschnittlicher Branchengehälter und 25 Prozent das Angebot flexibler Beschäftigungsmodelle wie der 4-Tage-Woche an. Das Schweizer Unternehmertum reagiert also aktiv und kreativ auf die Herausforderungen des Personal- und Fachkräftemangels.

Forderungen an die Politik

Schweizer KMU sehen sich angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels mit hohen administrativen Belastungen und Hürden konfrontiert: Jedes vierte Unternehmen fordert von der Politik dringend einen Bürokratieabbau (24 Prozent). Auch familien- und sozialpolitische Massnahmen, etwa zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, werden stark gewünscht (25 Prozent). Klassisch wirtschaftsliberale Massnahmen wie flexible Kündigungs- und Wiedereinstellungsregelungen (14 Prozent) und eine Erhöhung des Renteneintrittsalters (9 Prozent) werden dagegen nur von einem geringen Anteil der Befragten befürwortet. Auch der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland steht eher weniger im Fokus. Nur 11 Prozent der Befragten wünschen sich eine stärkere Förderung der qualifizierten Zuwanderung.

Peter Schmid CEO Visable

Peter F. Schmid, CEO von Visable, fasst die Ergebnisse zusammen: „Unsere Zahlen offenbaren ein bedenkliches Bild – Schweizer Firmen sind mit voller Wucht vom Fachkräftemangel getroffen. Der Handlungsdruck ist hoch, die Unternehmen fühlen sich in schwierigen Zeiten allein gelassen. Die Politik muss umfassende Konzepte zur Bewältigung des Fachkräftemangels entwickeln und schnell in die Tat umsetzen.“

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