Wirtschaftskriminalität: Neben Cyberattacken lauern neue Risiken

Bild: Pixabay

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Die aktuellen ökologischen, geopolitischen, finanziellen und sozialen Einflüsse schaffen für Unternehmen eine Risikolandschaft, die unbeständiger denn je ist. Diese Veränderungen schaffen Lücken, die kriminelle Akteure mit immer raffinierteren Attacken ausnutzen, wie die «Global Economic Crime and Fraud Survey 2022» zeigt.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Kriminalitätsraten auf hohem Niveau stabil bleiben. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (46%) meldeten, dass sie innerhalb der letzten zwei Jahre Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden sind. Unter den Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Franken waren es gar 52%. Die Auswirkungen innerhalb dieser Gruppe waren erheblich: Fast jedes fünfte Grossunternehmen meldete eine Schadsumme von knapp 50 Millionen Franken. Der Anteil der betrogenen kleineren Unternehmen (d. h. mit weniger als 100 Millionen Franken Umsatz) war geringer (38%), davon erlitt eines von vier einen Gesamtschaden von etwa einer Million Franken.

Cyberkriminalität Bedrohung Nummer 1

Die wachsende Zahl digitaler Plattformen wie Social Media und E-Commerce öffnet Tür und Tor für zahlreiche Wirtschaftskriminelle – rund 40% der Betroffenen erlebten eine Form von Plattformbetrug. Dabei lag Cyberkriminalität über alle Unternehmensgrössen mit deutlichem Abstand an der Spitze vor Kundenbetrug (2020 Platz 1). 42% der Grossunternehmen meldeten, dass sie in den letzten zwei Jahren Opfer von Cyberkriminalität geworden sind. 34% wurden zum Ziel von Kundenbetrug – betrügerische Praktiken im Zusammenhang mit Produkten oder Dienstleistungen (z. B. Hypothekenbetrug, Kreditkartenbetrug). Auf Platz drei der Top-Delikte rangiert mit 24% die Vermögensveruntreuung. Gianfranco Mautone, Partner Forensic Services und Financial Crime Leader bei PwC Schweiz, erklärt: «Werden cyberkriminelle Attacken nicht gestoppt, so können sie als Türöffner für zahlreiche Formen von Wirtschaftskriminalität fungieren. Cyberrisiken und andere Betrugsformen werden oft von getrennten Abteilungen bekämpft, die nicht zusammenarbeiten oder sich nicht über Risiken austauschen – und genau das wissen Kriminelle. Unternehmen müssen zwingend neue Wege finden, um die Zusammenarbeit von bisher isolierten Abteilungen zu fördern und Risikoszenarien funktionsübergreifend zu ermitteln.»

Künftige Gefahren erfordern gut gewappnete Unternehmen

Neu entstehende Risiken könnten in den nächsten Jahren eine immer wichtigere Rolle einzunehmen. Aktuell gaben nur 6% der Organisationen an, dass sie Opfer eines Anti-Embargobetrugs (Beteiligung an unerlaubten Boykottmassnahmen anderer Länder) geworden sind. Dies kann sich in den kommenden zwei Jahren allerdings ändern, da sich die weltweiten Sanktionen gerade auf Rekordniveau befinden. 8% der betroffenen Unternehmen verzeichneten ESG-Reporting-Betrug (d. h. Verfälschung von ESG-Offenlegungen) Da ESG auch künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird, könnte für Kriminelle der Anreiz zunehmen, in diesem Bereich mehr Straftaten zu begehen. Auch die COVID-19-Pandemie hat die Risikolandschaft verändert: Infolge der Pandemie erlebte eines von acht Unternehmen erstmals Fälle von Lieferkettenbetrug.