Schweizer Finanzchefs viel optimistischer als vor sechs Monaten

Bild: Pexels/vladakarpovich

Typography
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Die Stimmung der Schweizer Finanzchefs hat sich gemäss der aktuellen CFO-Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz deutlich verbessert. Mehr als die Hälfte der Befragten (56%) blickt positiv oder sehr positiv auf die konjunkturelle Entwicklung der Schweiz in den kommenden zwölf Monaten.

Die Stimmung unter den Schweizer CFOs hat sich deutlich gewandelt: 56 Prozent rechnen für die nächsten zwölf Monate mit einer positiven Entwicklung der Schweizer Wirtschaft, was einem Anstieg von 15 Prozentpunkten gegenüber der Herbstumfrage 2023 entspricht. Dies geht aus der jüngsten CFO-Umfrage von Deloitte hervor. Die befragten CFOs blicken zudem optimistisch in die Zukunft ihres eigenen Unternehmens. Ein Viertel der Befragten geht davon aus, dass die Mitarbeiterzahl im eigenen Betrieb sinken wird. Die Finanzchefs zeigen sich besorgt über wichtige Handelspartner wie China und Deutschland. Gleichzeitig stehen eine Vielzahl geopolitischer Risiken ganz oben auf der Agenda der CFOs. Diese positiven Erwartungen stehen in starkem Kontrast zur erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung des zweitwichtigsten Handelspartners Deutschland und zu der Chinas. Vor allem in Bezug auf Deutschland hält die extrem negative Einschätzung an: 66 Prozent der CFOs erwarten eine negative oder sehr negative Konjunkturentwicklung (vs. Herbst 2023: 65 Prozent). Für China haben sich die Erwartungen zwar etwas verbessert, aber auch hier erwartet ein Grossteil der befragten CFOs (47%) eine negative bis sehr negative Entwicklung (vs. Herbst 2023: 65%). Damit zeichnet sich ein Trend ab, wonach sich die Aussichten für die Schweiz und andere wichtige Handelspartner aufhellen, während die Erwartungen für Deutschland nahezu unverändert, also sehr pessimistisch sind.

«Wenn sich die negativen Wirtschaftsprognosen für Deutschland bestätigen, wird die Schweizer Exportwirtschaft ihr Engagement in anderen Märkten verstärken müssen. Unternehmen müssen flexible Geschäftsmodelle entwickeln, die rasch an veränderte Bedingungen angepasst werden können. Eine proaktive Risikomanagementstrategie, die auf Diversifikation und finanzieller Stabilität beruht, ist entscheidend, um unsere Abhängigkeit von einzelnen Märkten zu verringern», erklärt Alessandro Miolo, Leiter Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.

CFOs rechnen mit sinkenden Mitarbeiterzahlen

Die CFOs sind optimistisch, was die Konjunktur und die Entwicklung ihrer Unternehmen angeht. Die Hälfte der Befragten sieht die Entwicklung ihres Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten positiv, nur 16 Prozent sind pessimistisch. Diese Werte sind ähnlich wie bei der Befragung im Herbst 2023. Die befragten CFOs erwarten, dass ihre Unternehmen in den nächsten Monaten mehr Umsatz machen und höhere Gewinne machen werden. Bei den Unternehmenskennzahlen sticht jedoch eine gewichtige Ausnahme hervor: 27 Prozent der Finanzchefs gehen davon aus, dass die Mitarbeiterzahl in ihrem Unternehmen im kommenden Jahr sinken wird – sei es durch Entlassungen oder durch frei werdende Stellen, die nicht neu besetzt werden. Dieser Prozentsatz ist bereits zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Alessandro Miolo führt dazu aus: „Die Annahme vieler Unternehmen, dass ihre Mitarbeiterzahl sinken wird, lässt sich teilweise damit begründen, dass sie nicht damit rechnen, innerhalb einer nützlichen Frist geeignete Fachkräfte zu finden. Der Arbeitskräftemangel bleibt für viele Betriebe ein grosses Problem. Unternehmen setzen aber auch zunehmend auf künstliche Intelligenz und Automatisierung.” In der Konsequenz führt dies zu einer geringeren Einstellungsbereitschaft und einer schrumpfenden Belegschaft. Dieser Trend spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO wider: Die Zahl der offenen Stellen ist im Laufe des letzten Jahres gesunken, und das SECO erwartet für das Jahr 2024 eine leicht steigende Arbeitslosenquote.

Geopolitische Risiken an erster Stelle

Geopolitische Risiken sind aktuell die grösste Herausforderung für die Weltwirtschaft. Die Lage im Nahen Osten, der Konflikt mit Russland in der Ukraine, die Spannungen zwischen Taiwan und China sowie der Ausgang der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA bergen erhebliche Risiken. Das Gefühl einer zunehmend unsicheren Welt spiegelt sich auch im Barometer der grössten Unternehmenssorgen wider: Geopolitische Risiken sind im Vergleich zum Herbst 2023 um neun Plätze nach vorne geschnellt und rangieren nun auf Platz 1. Die Sorgen hinsichtlich einer Konjunktur- bzw. Nachfrageschwäche (Platz 2) und die Sorgen in Bezug auf den Arbeitskräftemangel (Platz 3) sind leicht zurückgegangen. Auch wenn die Einstellungsabsichten bis zum Herbst 2024 sinken werden, bleibt es für Unternehmen eine Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte innert nützlicher Frist zu finden.

ESG - Besorgnis auch wegen der Regulierung

In diesem Zusammenhang haben die Finanzchefs zum ersten Mal von Regulierungen im Nachhaltigkeitsbereich (ESG) gesprochen. Die steigende Zahl und die Vielfalt der regulatorischen Vorgaben erhöhen den Zeitaufwand und die Kosten dafür, was mit Blick auf die unternehmerischen Vorgaben zu einem Zielkonflikt führt. Währungsrisiken und das Zinsumfeld sind zwar noch ein Problem, aber die Sorge vor einer anhaltenden Inflation ist nicht mehr so gross. Die CFOs erwarten, dass die Inflation in 12 Monaten bei 1,5 Prozent und in 24 Monaten bei 1,4 Prozent liegt. Das ist deutlich unter der Zwei-Prozent-Grenze und bedeutet, dass die Preise stabil bleiben. Die Umfrage wurde zwischen dem 5. März und dem 5. April 2024 durchgeführt. Insgesamt haben 121 Finanzchefs an der Umfrage teilgenommen.

Wir verwenden Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Website von wesentlicher Bedeutung, während andere uns dabei helfen, diese Website und die Benutzererfahrung zu verbessern (Tracking-Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie Cookies zulassen möchten oder nicht. Bitte beachten Sie, dass Sie möglicherweise nicht alle Funktionen der Website nutzen können, wenn Sie sie ablehnen.