Digitalisierung ohne Gerechtigkeit

Bild: KI-generiert/it business

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Trotz wachsender Netzabdeckung und günstigerer Smartphones stagniert der Zugang zum mobilen Internet für Frauen in vielen Ländern. Die digitale Kluft bleibt eine reale Barriere.

Mobiles Internet ist für viele Menschen weltweit der wichtigste Zugang zu Bildung, Jobs, Informationen und gesellschaftlicher Teilhabe. Doch auch 2025 bleibt ein Fakt erschreckend konstant: Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) haben weiterhin deutlich schlechteren Zugang zum mobilen Internet als Männer. Und: Der Fortschritt bei der Schliessung dieser Lücke stockt. Das geht aus dem aktuellen Mobile Gender Gap Report 2025 der GSMA hervor. Die internationale Branchenorganisation analysiert darin jährlich den Stand der digitalen Inklusion weltweit, mit einem besonderen Fokus auf geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Datenlage ist deutlich: In LMICs nutzen 15 Prozent weniger Frauen als Männer das mobile Internet, und der Abstand hat sich im Vergleich zu 2023 nicht verringert.

Zugang ist nicht gleich Nutzung

Ein zentraler Punkt: Es geht längst nicht mehr nur um Netzabdeckung oder Geräteverfügbarkeit. In den meisten Regionen ist die technische Infrastruktur vorhanden. Doch viele Frauen bleiben beim Zugang trotzdem zurück, nicht weil das Netz fehlt, sondern weil Bildung, digitale Kompetenzen, kulturelle Barrieren oder Sicherheitsbedenken im Weg stehen. In Südasien beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau mobiles Internet nutzt, 36 Prozent geringer als bei Männern, ein Rückschritt gegenüber den Vorjahren.

800 Millionen Frauen bleiben offline

Die absolute Zahl ist alarmierend: Laut GSMA haben 800 Millionen Frauen in LMICs keinen Zugang zum mobilen Internet, trotz wachsender Smartphone Verbreitung. Besonders betroffen sind Regionen wie Südasien und Subsahara Afrika, aber auch Teile des Nahen Ostens und Nordafrikas. Zwar gibt es in einigen Ländern kleinere Fortschritte, doch diese werden durch Rückschritte in anderen Regionen wieder neutralisiert. Die globale Entwicklung stagniert, und das in einer Zeit, in der digitale Teilhabe längst als Schlüssel für gesellschaftlichen Fortschritt gilt.

Mehr als nur ein sozialer Auftrag

Die GSMA betont: Digitale Gleichstellung ist nicht nur eine soziale oder ethische Frage, sondern auch ökonomisch relevant. Schätzungen zufolge könnte das Schliessen der Geschlechterlücke bis 2030 ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 700 Milliarden US Dollar ermöglichen, allein durch mehr Teilhabe und Produktivität. Auch Mobilfunkanbieter tragen Verantwortung. Die GSMA ruft Telkos dazu auf, gezielte Programme zu entwickeln, etwa für digitale Alphabetisierung, Sicherheitsfunktionen für Frauen oder kulturell angepasste Marketingstrategien.

Wer offline bleibt bleibt ausgeschlossen 

Die Versprechen der digitalen Welt, Teilhabe, Bildung, Selbstbestimmung, gelten nur dann, wenn sie für alle zugänglich sind. Doch was wir heute sehen, ist eine digitale Zweiklassengesellschaft entlang von Geschlechtergrenzen. Mobiles Internet könnte eine Brücke sein, zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich, zwischen Perspektive und Ausschluss. Stattdessen bleibt es für Millionen Frauen in weiten Teilen der Welt ein unbetretener Raum. Die Technologie ist da. Was fehlt, ist der politische Wille, die ökonomische Weitsicht und der gesellschaftliche Druck, digitale Gleichberechtigung nicht als Nebenschauplatz, sondern als Grundbedingung moderner Entwicklung zu begreifen. Solange Frauen offline bleiben, bleibt auch ein Teil der Zukunft unerreichbar. (lfa)

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