Digitale Ethik gewinnt an strategischer Relevanz

Cornelia Diethelm, Studiengangsleiterin CAS Digital Ethics an der HWZ. (Bild: HWZ)

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Digitale Ethik ist heute ein zentrales Thema, dem sich die Unternehmen annehmen müssen. Tendenz stark steigend. Dies zeigt die Auswertung des Stimmungsbarometers 2022 Digitale Ethik der HWZ und des Centre for Digital Responsibility, welcher die digitale Verantwortung von Unternehmen in der Schweiz jährlich misst.

Die Umfrage der Studienleiterin Cornelia Diethelm zeigt: Das Thema digitale Ethik ist im Bewusstsein der Mitarbeitenden und Führungskräfte angekommen und wird für das eigene Unternehmen als reputationsrelevant taxiert. Die drohenden Regulierungen, etwa bei der Datennutzung oder beim Einsatz Künstlicher Intelligenz, beschäftigen stark. 70% der Befragten berichten von Erfahrungen mit ethisch umstrittenen Projekten im Bereich des Datenmanagements. Es fehlt flächendeckend an notwendigem Wissen, wie Digitale Ethik in das eigene Unternehmen integriert werden kann. Die Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungen zur Integration ethischer Aspekte in die Unternehmen steigt. Die Umfrage zeigt, eine grosse Mehrheit der Unternehmen verfügt über Erfahrungen mit ethisch umstrittenen Projekten. Dies betrifft vor allem den Umgang mit gesammelten Daten, welche Datenanalysen und -auswertungen unter Einbezug von Kundendaten ermöglichen (77%). Weitere Erfahrungen mit umstrittenen Projekten beinhalten die Datafizierung am Arbeitsplatz (33%) und den Umgang mit neuen Technologien (32%).

Zunehmende Sensibilisierung

Unternehmen sind nicht nur sensibilisiert für den verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Die Umfrage zeigt weiter, dass ethische Themen in mehreren Unternehmen bereits in interne Richtlinien und Prozesse integriert wurden: Jede zweite Person gibt an, dass das Datenmanagement (51%) sowie die Datenstrategie (46%) entsprechende Vorgaben enthält. Oft existiert eine Ethik-Richtlinie (38%) oder sie ist zumindest geplant. Generell zeigt sich, gemäss Cornelia Diethelm, Studienleiterin: «Grosse Unternehmen verfügen über Vorgaben im Rahmen des Datenmanagements, der Datenstrategie und sie haben eine Ethik-Richtlinie. Unabhängig von der Grösse wird aber in vielen Unternehmen an ethischen Vorgaben gearbeitet, was unsere neue Umfrage erneut bestätigt hat. »

Ethik ist Chefsache

Erfreulicherweise zeigt die Umfrage, dass Digitale Ethik auf der Chefetage präsent ist: Die Geschäftsleitung gehört zu den wichtigsten internen Befürwortern. «Digitale Ethik ist gelebte digitale Verantwortung. Für Unternehmen ist es eine weitsichtige Investition in gute Kundenbeziehungen», sagt Ralph Hutter, Head of Product Development and Research am HWZ IDB. Die zentralen Treiber der digitalen Ethik in Unternehmen sind aber Personen aus dem Datenschutz. Unterschiede verdeutlichen, dass innerhalb eines Unternehmens auch Ziele verfolgt werden, die sich widersprechen. «Die bewusste Auseinandersetzung mit Digitaler Ethik kann helfen, interne Zielkonflikte systemisch anzugehen. Geschäftspraktiken müssen mit ethischen Richtlinien in Einklang gebracht werden, welche die Werte des Unternehmens widerspiegeln und auch von aussen entsprechend wahrgenommen werden», betont Cornelia Diethelm.

Kundinnen und Kunden wünschen Datensicherheit

Die Umfrage macht ersichtlich, dass Unternehmen die Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden ernst nehmen. Unternehmen können sich als attraktive Arbeitgeber positionieren, wenn sie das Thema Digitale Ethik ernst nehmen. Wer verantwortungsvoll mit Daten umgeht, investiert nicht nur in gute Kundenbeziehungen. Das Unternehmen kann sich auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem es sich als vertrauenswürdiges Unternehmen positioniert, gerade angesichts ausländischer Konkurrenten.

Digitale Verantwortung von Unternehmen in der Schweiz

Das Stimmungsbarometer Digitale Ethik misst die digitale Verantwortung von Unternehmen in der Schweiz und wurde von der HWZ zusammen mit dem Centre for Digital Responsibility (CDR) durchgeführt. Autorin ist Cornelia Diethelm, Studiengangsleiterin CAS Digital Ethics an der HWZ. An der Umfrage, welche von Mitte November bis Ende Dezember 2021 durchgeführt worden ist, haben sich 225 Teilnehmende beteiligt. Die Durchführungen findet jährlich statt.