Eine aktuelle Studie zeigt das Ausmass des Geldwäscheproblems im globalen Finanzsystem. Biocatch, ein weltweit tätiges Unternehmen im Bereich der digitalen Betrugserkennung, hat alarmierende Berichte über fast zwei Millionen Konten von Geldkurieren, so genannten „Money Mules“, erhalten.
Die Studie benutze fortschrittliche Verhaltensintelligenz, um Finanzkriminalität aufzudecken und vorzubeugen. Es seien 257 Finanzinstitute in 21 Ländern auf fünf Kontinenten befragt worden, die im Jahr 2024 die „Lösungen des Unternehmens zur Bekämpfung von Betrug, Fraud und Finanzkriminalität“ eingesetzt hätten. Die Metapher von der „Spitze des Eisbergs’ ist abgedroschen und überstrapaziert“, kommentiert Tom Peacock, „Director of Global Fraud Intelligence“ bei Biocatch. Aber diese zwei Millionen Konten, die von ihren Kunden im Jahr 2024 gemeldet werden, sind wahrscheinlich nur ein Bruchteil der Geldwäschekonten, die im vergangenen Jahr bei den 44.000 Finanzinstituten weltweit entweder in Betrieb waren oder inaktiv waren.
Geldwäscherei - ein globales Phänomen
Die Studie gibt einen aufschlussreichen Einblick in die komplexen Strategien der organisierten Kriminalität. Sie beleuchtet, wie verschiedene Arten von Geldkurieren in weit verzweigten Netzwerken zusammenarbeiten, um illegal erworbene Gelder zu waschen. Mit Hilfe von Verhaltens- und Geräteintelligenz deckt die Untersuchung die raffinierten Methoden auf, die Kriminelle bei der Geldwäsche anwenden. „Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die wir während der Zusammenarbeit mit Finanzinstituten mithilfe unserer Lösung zur Erkennung sogenannter Money-Mule-Konten erzielt haben, war, wie solche Konten Betrug, Finanzkriminalität und Geldwäsche miteinander verbinden“, sagt Kevin Donovan, Senior Vice President of Emerging Solutions bei Biocatch. „Während Europol 90 Prozent der Geldkuriere mit Cyberkriminalität in Verbindung bringt, werden mit den restlichen Konten die Erlöse aus einer Vielzahl anderer Straftaten gewaschen. Und sie sind alle Teil desselben kriminellen Ökosystems. Betrüger beschäftigen Opfer von Menschenhandel. Opfer von Anlagebetrug fungieren als Geldkuriere“. Laut dem Nasdaq Global Financial Crime Report 2024 flossen allein im vergangenen Jahr 3,1 Billionen US-Dollar (2,95 Billionen Euro) an illegalen Geldern durch das globale Finanzsystem.
Weitere zentrale Ergebnisse der Biocatch-Studie:
1. Junge Menschen sind am meisten gefährdet
Fast zwei Drittel der Geldkuriere in Grossbritannien seien jünger als 30 Jahre. In den USA sei die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass sich 25- bis 35-Jährige – unwissentlich oder absichtlich – als Geldkuriere meldeten, oftmals geködert durch die Aussicht auf einen Nebenjob.
2. Die meisten sind sich möglicher Strafen nicht bewusst
Die durchschnittliche Strafe für Geldwäsche betrage in den USA 71 Monate. In Großbritannien drohten bis zu 14 Jahre Gefängnis und in Australien zwölf Monate bis lebenslänglich hinter Gittern.
3. „Money Mules“ sind billig
Australische Banden zahlten ihren „Geldeseln“ für die Geldwäsche nur 500 AU-Dollar (ca. 300 Euro) für die uneingeschränkte Nutzung ihrer Bankkonten.
4. Fälle von Geldwäsche nehmen zu
Zwischen 2019 und 2023 sei die Zahl der Geldwäschefälle in den USA um 14 Prozent gestiegen. Die Zunahme könnte auf erhöhte Aufmerksamkeit, verbesserte Aufdeckungsmethoden oder die wachsende Popularität der angewendeten Kriminalität zurückzuführen sein.
(aso)