24 Milliarden Benutzernamen und Passwörter im Darkweb

Bild: Unsplash/Clint Patterson

Security
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Ein neuer Report des Cyber Threat Intelligence-Anbieters Digital Shadows legt das Ausmass von weltweit geleakten Logindaten im Zusammenhang mit Kontoübernahmen (Account Take Over, kurz: ATO) offen. So sind im Darknet mehr als 24 Milliarden Benutzer-Passwort-Kombinationen im Umlauf. Bezogen auf die Weltbevölkerung entspricht das vier exponierten Accounts pro Internet-User. Die Zahl der gestohlenen und offengelegten Zugangsdaten ist damit seit 2020 um rund 65 Prozent gestiegen.

Die Mehrzahl der exponierten Daten betrifft Privatpersonen und Verbraucher und umfasst Benutzernamen und Passwörter von diversen Accounts – angefangen bei Bankkonten und Onlinehändlern über Streamingdienste und Social Media bis hin zu Unternehmensportalen. Insgesamt 6,7 Milliarden der aufgedeckten Logindaten sind als „unique“ eingestuft und wurden damit erstmals und einmalig auf einem Marktplatz im Dark Web zum Verkauf angeboten (2020: 5 Milliarden; +34 Prozent). Angeboten werden die kompromittierten Logindaten in erster Linie über einschlägige Marktplätze sowie Foren im Darknet. Hier hat das cyberkriminelle Ökosystem in den letzten zwei Jahren deutlich an Umfang und Professionalität gewonnen. Neben geleakten Zugangsdaten, Malware und Cracking-Tools können interessierte Kunden auch Abo-Dienste und Premium Services rund um Kontoübernahmen abschliessen. Allein in den letzten 18 Monaten identifizierten die Analysten von Digital Shadows 6,7 Millionen Vorfälle, in denen Logindaten von Kunden auf diversen Plattformen beworben wurden. Dazu gehören die Benutzernamen und Passwörter von Mitarbeitern, Partnern, Kunden sowie von diversen Servern und IoT-Geräten.

Screenshot aus dem Darknet: Ein eBay für Internetkriminalität.

Grösstes Sicherheitsmanko ist laut Studie nach wie vor eine fehlende Passwort-Hygiene. So verwenden Internet-User weiterhin leicht zu erratende Passwörter (z. B. „Passwort“) und simple Zahlenfolgen. Fast jedes 200ste Passwort (0,46 Prozent) lautet demnach „123456“. Beliebt sind ausserdem Kombinationen von Buchstaben, die auf der Computertastatur nahe beieinander liegen (z. B. „qwertz“, „1q2w3e“). Von den 50 am häufigsten genutzten Passwörtern lassen sich 49 in weniger als einer Sekunde knacken. Einige der dazu benötigten Tools sind für bereits 50 US-Dollar im Dark Web erhältlich. Selbst durch das Hinzufügen von Sonderzeichen (z. B. @, #) lässt sich das Hacken von Logindaten nur verzögern, nicht aber unbedingt verhindern. Ein zehnteiliges Passwort mit nur einem Sonderzeichen kostet Cyberkriminelle laut Digital Shadows durchschnittlich 90 Minuten mehr Zeit. Bei zwei Sonderzeichen benötigen Hacker immerhin zwei Tage und 4 Stunden. „Die Branche bewegt sich zwar mit grossen Schritten auf eine passwortlose Zukunft zu. Im Moment scheint das Problem der kompromittierten Anmeldedaten jedoch ausser Kontrolle geraten“, erklärt Chris Morgan, Senior Cyber Threat Intelligence Analyst bei Digital Shadows. „Kriminelle verfügen über endlose Listen an geleakten oder gestohlenen Zugangsdaten und können sich über die fehlende Kreativität von Anwendern bei der Wahl ihrer Passwörter freuen. Dadurch lassen sich Konten mithilfe von automatisierten und leicht zu bedienenden Cracking-Tools in wenigen Sekunden übernehmen. Viele der Fälle, die wir im Rahmen unserer Studie untersucht haben, hätten durch die Vergabe eines einmaligen und starken Passworts vermieden werden können.“

Um das Risiko von Account Takover Fraud (ATO) auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Unternehmen bestimmte Sicherheitsmassnahmen implementieren und eine umfassende Threat Intelligence aufbauen. Dazu gehört:

  1. Passwort-Manager – verfügbar als App auf einem Telefon, Tablet oder Computer – generieren und speichern komplexe Passwörter automatisch und vereinfachen die Handhabung für Mitarbeiter.
  2. Multifaktor-Authentifizierung (MFA) schafft eine zusätzliche Sicherheitsebene durch das Hinzufügen eines weiteren Faktors zum Authentifizierungsprozess (z. B. PIN, biometrische Daten, USB-Token).
  3. Eine Authentifizierungs-App generiert alle 30 Sekunden einen neuen sechsstelligen Zufallscode, den der Nutzer zur Authentifizierung eingeben muss.
  4. Das kontinuierliche Monitoring von Zugangsdaten von Mitarbeitern, Kunden und Partnern sowie des Unternehmens- und Markennamens hilft, digitale Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Automatisierte Tools scannen das Open, Deep und Dark Web nach geleakten Daten und schlagen Alarm, sobald diese zum Verkauf angeboten werden.
  5. Ein geschärftes Sicherheitsbewusstsein bei Mitarbeitern sowie klare Passwort-Richtlinien verhindern, dass Passwörter mehrfach vergeben und unternehmenseigene E-Mails für private Konten genutzt werden.

Den kompletten Report können Sie hier herunterladen.

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