Dem Chip-Mangel smart begegnen

Infrastruktur
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Produktionsausfälle bei Chip-Herstellern und gestörte Lieferketten führen aktuell zu einem eklatanten Chip-Mangel, der zahlreiche Branchen unter Druck setzt. Auch die IT-Infrastruktur in Rechenzentren ist betroffen. Unternehmen suchen daher Wege, sich resilienter und zugleich wirtschaftlicher aufzustellen. Der Einsatz von refurbished Hardware und Third-Party Maintenance kann zur Lösung dieser Herausforderung beitragen.

Die globalen Probleme bei der Versorgung mit Halbleitern und Chips sind kurz- oder mittelfristig nicht zu lösen. Branchenriesen wie Intel erwarten anhaltende Engpässe bis 2023 – mit massiven Auswirkungen: In vielen Branchen werden Produkteinführungen verschoben und Lieferzeiten erreichen ungekannte Längen. Das betrifft auch die Verfügbarkeit von Storage-Systemen, Servern und anderer Hardware für Rechenzentren. Mit dem reduzierten Angebot fällt es Unternehmen und Rechenzentrumsbetreibern zunehmend schwer, zeitnah neue IT-Hardware zu erhalten. Unterdessen müssen die Hersteller höhere Kosten entlang ihrer Lieferkette tragen, weshalb Preissteigerungen unvermeidlich scheinen. Robert Johnson, CEO von Vertiv, einem grossen Anbieter von Rechenzentrumsinfrastruktur, kündigte bereits an: Man werde „Strategien entwickeln und umsetzen […], um die [gestiegenen Lieferketten-] Kosten nach Möglichkeit an unsere Kunden weiterzugeben“. Solche Pläne kommen zur Unzeit, schliesslich dürften viele IT-Budgets aufgrund des stark erhöhten Kapazitätsbedarfs ohnehin erschöpft sein. Für Rechenzentren ist es also an der Zeit, neue Wege ins Auge zu fassen.

Refurbished Hardware als alternative Strategie

In einer Studie der Technogroup IT-Services GmbH betonten schon vor der Krise knapp 80 Prozent der Unternehmen, dass refurbished Hardware eine sinnvolle Alternative zu Neuware sein kann, um Budgets und die Umwelt zu schonen. Dennoch nutzten lediglich 15 Prozent diese Möglichkeit für ihr Data Center. Das dürfte sich jetzt ändern. Denn wer auf geprüfte refurbished Hardware setzt, umgeht Lieferprobleme und erhält Technik mit zeitgemässen Leistungswerten, die bis zu 50 Prozent günstiger ist als vergleichbare Neuware. Klaus Stöckert, CEO der Technogroup IT-Service, erwartet daher ein grundlegendes Umdenken der Unternehmen: „Gerade in Zeiten des Chip-Mangels profitieren IT-Abteilungen von Komponenten, Geräten und Komplettsystemen, die längst produziert und im Markt vorhanden sind. Dieser Ansatz sorgt für eine sofortige und dauerhafte Lieferbarkeit. Und obendrein ist er ressourcenschonend und klimafreundlich. So bietet ein bekanntes und bewährtes Konzept eine Lösung für neue Herausforderungen.“

Investition in bestehende Hardware zahlt sich aus

Ein zweiter, durch den Chip-Mangel befeuerter Trend ist der Aufbau einer Wartungs- und Reparaturkultur, mit der Unternehmen die Lebensdauer ihrer IT-Hardware massiv verlängern. Anstatt schon nach wenigen Jahren – mit dem End of Service Life (EoSL) der Hersteller – ausgemustert zu werden, können Server und andere Geräte zehn Jahre und länger laufen. Reparaturen durch herstellerunabhängige Dienstleister (TPM – Third-Party Maintenance) sind eine sinnvolle Investition in den Lebenszyklus der vorhandenen Hardware. Unternehmen können so die Anschaffung von Neugeräten vertagen – in eine Zukunft mit besseren Bedingungen.