Methoden-Mix bestimmt Unterrichtsformen

Dr. Stefan Joller, Leiter Hochschulentwicklung HWZ. (Bild: HWZ)

Aus- & Weiterbildung
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Eine repräsentative Umfrage, welche die HWZ mit Demoscope zum Thema „Präferenzen bei Aus- und Weiterbildung“ in der Deutschschweiz durchgeführt hat, zeigt klare Resultate: Die Digitalisierung hat in der Bildungslandschaft während der Corona-Zeit einen enormen Schub ausgelöst.

Trotzdem bleiben Inhalte, Lehr- und Lernziele weiterhin entscheidend, was die didaktischen Methoden und ihren Einsatz betrifft. Fernunterricht löst den Präsenzunterricht als Unterrichtsform nicht ab und der Wunsch nach maximaler Flexibilität seitens der Interessent:innen steht weniger stark im Vordergrund, als man vermuten könnte. Vielmehr müssen die von der Bildungsinstitution gewählten Lehrmethoden zum jeweiligen Kontext passen und den Studierenden einen praxisorientierten Mehrwert liefern. Neben individualisierten Lernsettings, die einen engen Bezug zu eigenen Lernbedürfnissen haben müssen, wird das selbstgesteuerte Lernen wichtiger, das auf aktiver Eigenverantwortung basiert. Die Aufgabe der Dozierenden verschiebt sich dabei von der Wissensvermittlung zum Lerncoaching, das auf Eigenverantwortung und intrinsische Motivation setzt – ohne dabei an Effizienz zu verlieren.

Stetige Weiterbildung zwecks Karriere ist Selbstverständnis

  • 70% der 15-34 Jährigen können sich eine Weiterbildung vorstellen oder planen in den nächsten 3 Jahren eine Weiterbildung (davon 60% Männer)

  • Lediglich 38% der Befragten zeigen gar kein Interesse an Weiterbildungen

  • Stadt/Land-Kluft sichtbar: Auf dem Land ist das Interesse an Ausbildung/Weiterbildung geringer

Weiterbildung ist kein Selbstzweck

Die Umfrage unter den 15-55-jährigen zeigt deutlich, dass eine grosse Mehrheit nur dann für eine berufsbegleitende Weiterbildung an einer Fachhochschule (CAS, MAS) zu gewinnen ist, wenn die thematische Ausrichtung des Weiterbildungsangebots und die Aussichten auf Networking auf ein eigenes und konkretes Tätigkeitsfeld Bezug nimmt und einen benennbaren Mehrwert für die eigene Berufsbiographie verspricht. „Der Wunsch zur Weiterbildung richtet sich ausschliesslich nach utilitaristischen Bedürfnissen, die aus dem eigenen beruflichen Zusammenhang entstehen, und eigene Karrieremöglichkeiten befeuern sollen. Was die Unterrichtssettings angeht, so steht ein anregendes Lehr- und Lernklima im Fokus, das interaktive Settings sowie hochwertige asynchrone Online-Einheiten mit klarem Fokus auf den jeweiligen formatspezifischen Mehrwert einschliessen soll. Diese Aspekte sind deutlich wichtiger, als es die freie Wahl der Art der Veranstaltung ist, zumal der Planungssicherheit eine zentrale Bedeutung zukommt“, betont Dr. Stefan Joller, Leiter Hochschulentwicklung HWZ.

Effiziente Flexibilität ist gefragt

Flexibilität beim Lernen wird hoch gewichtet bei den 765 Befragten der repräsentativen Umfrage der HWZ mit Demoscope. Unter Flexibilität wird verstanden, dass man die Inhalte der eigenen Lehrveranstaltungen dann bearbeiten kann, wann man Zeit hat. Angesprochen ist hierbei auch die Option zur ortsunabhängigen Teilnahme am Unterricht (Live-Streams, Aufzeichnungen), wo dies die inhaltlich vorgegebenen Lehr- und Lernziele erlaubt. Hinsichtlich des Zeitmanagements für die Weiterbildung gibt eine Mehrheit der Befragten an, dass eine klare inhaltliche und zeitliche Vorgabe durch die Hochschule geschätzt wird, um dadurch weniger Zeit für die eigenständige Planung der Lernphasen aufwenden zu müssen. Das gilt namentlich auch für die Auswahl der Lerninhalte und das fachdidaktisch passende Format. Diese Ergebnisse entsprechen wesentlich einer konservativen Lernhaltung, die weiter dominierend bleibt und auf kostensensitive Effizienz bei der Aus- und Weiterbildung setzt. Die technologisch stetig anwachsenden und durch Corona in der Bildungslandschaft stark gestiegenen Möglichkeiten zur Ausgestaltung des individuellen Lern- und Lebensweges (lifelong learning) lässt auf der Grundlage dieser Umfrage keinen eindeutigen Trend in Richtung vollständige Flexibilisierung erkennen. Vielmehr fordert die Mulitoptionsgesellschaft ein deutlich erhöhtes Mass an Wegweisung. Diesen Spagat zwischen Individualisierung und effizienter Zielorientierung müssen die Bildungsinstitutionen meistern.

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