Rückblick auf 25 Jahre

Bild: 123rf/Fractal

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Ein Vierteljahrhundert ist eine lange Zeitspanne: Es steht im Bereich der Telekommunikation und Informatik für gravierende Umbrüche. Und sie wurden von «it business» begleitet.

Die Nutzung des Computers und Smartphones ist heute alltäglich, das Internet im allgegenwärtigen Zugriff. Doch es ist noch nicht so lange her, dass die Welt um uns herum deutlich analoger war. Und früher ging es geradezu gemächlich zu. Die ersten Telekommunikationsdienste Telegrafie und Telefonie überdauerten mehr als ein Jahrhundert ohne wesentliche Neuerungen. Am 28. Juli 1866 wurde das erste transatlantische Telefonkabel in Betrieb genommen. Doch im 20. Jahrhundert sorgten dann neue Erfindungen für einen rasanten Fortschritt der Telekommunikationstechnik, insbesondere die Entwicklung des Internets und mit ihm der E-Mail-Dienst stellten die Welt geradezu auf den Kopf.

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Es folgten transatlantische Datenkabel in Glasfasertechnik und erste digitale Mobiltelefone. Ziemlich genau vor 25 Jahren begann die Liberalisierung der Telefonmärkte in (fast) ganz Europa, auch der Schweiz. Dort wurde aus der «Telecom PTT» die Swisscom. Mit der Auflösung der Monopole herrschte überall Goldgräberstimmung, von der vor allem Infrastrukturunternehmen aus anderen Bereichen profitieren wollten. Es gab eine enorme Zahl von Marktzutritten. Laut BAKOM waren es Anfang 2002 rund 340 Unternehmen. GSM-Anbieter starteten mit grossen Ambitionen in die digitale Ära, um die analogen Natel-Netze abzulösen. Die Frequenzvergabe für die Mobilfunkgeneration UMTS erfolgte in vielen Ländern per Versteigerung – in Frequenzpaketen zu Höchstpreisen. Am 6. Dezember 2000 ging die Versteigerung von vier UMTS-Konzessionen in der Schweiz mit einem Gesamtpreis von 205 Mio. Franken zu Ende. Später wurden in der Schweiz sämtliche bestehenden und neuen Mobilfunkfrequenzen im Februar 2012 neu vergeben. Die Einnahmen des Bundes lagen bei knapp unter 1 Mrd. Franken. Im Ergebnis herrscht heute eine Netzinfrastruktur mit einer Netz- und Anbieterdichte, die für die Kunden zu einer hervorragenden Netzabdeckung bei niedrigen Preisen geführt hat. Die heutige Telekommunikation ist mit analogen Verhältnissen nicht mehr vergleichbar: 10,9 Mio. Personen in der Schweiz nutzen 2022 das Mobilfunknetz mit und ohne Kundenvertrag, obwohl es rund 2 Mio. weniger Einwohner gibt. Fast alle Schweizer Haushalte waren 2021 mit Festnetz-Breitband abgedeckt; rund ein Viertel der schweizerischen Haushalte war Ende 2021 bereits über Glasfaser erreichbar. Die Telekom-Branche wird auch künftig Investitionen, insbesondere im Ausbau der Infrastruktur, vorantreiben müssen, während Konsumenten steigenden Preisen kritisch gegenüberstehen dürften. Die hochwertige digitale Infrastruktur ist inzwischen für die gesamte Wirtschaft eine wesentliche Basis ihrer weiteren Entwicklung. Die Telekommunikationsbranche hat eine beeindruckende Transformation durchlaufen – was sich nicht nur auf das Privatleben, sondern ebenso die Geschäftswelt ausgewirkt hat. Zahlreiche Unternehmen waren in der Folge gezwungen, ihre Geschäftsmodelle an die fortschreitende Digitalisierung anzupassen, um sich den Anforderungen ihrer Kunden zu stellen. Zu einem der grössten Umbrüche hat wahrscheinlich der Übergang von der Festnetztelefonie zum Mobilfunk geführt. Waren die ersten Jahre noch von einer geringen Verbreitung unter Geschäftskunden geprägt, so nahm die Verbreitung mit Einführung des GSM-Standards unter Privat- wie Geschäftskunden rasant zu. In den 2000ern folgte dann UMTS, das aufgrund hoher Preise anfangs auf zögerliche Gegenliebe stiess bis hin zu 5G heutzutage. Das Kommunikationsverhalten wurde damit grundlegend geändert. Mit UMTS zog die Nachfrage nach mobilen Datendiensten an; datenintensive Anwendungen sind mit 5G heute kaum mehr wegzudenken: Streaming hat damit seinen Platz auf dem privaten Smartphone gefunden, Videokonferenzen im Business. Die Digitalisierung hat sich als echter Game- Changer für alle Bereiche erwiesen: Nicht nur hat sich das Telekommunikationsverhalten grundlegend geändert. Einzug erhalten hat eine zunehmende Konvergenz von Telekommunikation, Internet und Medien. Die herkömmlichen Grenzen der einzelnen Bereiche verschwimmen immer weiter. Die Kunden nutzen die dahinter stehenden Technologien wie Cloud-Computing, «Internet of Things» (IoT) und «Künstliche Intelligenz» (KI) unabhängig vom Übertragungsweg und Endgerät.

Ein Vierteljahrhundert zurück

Der Einstieg in die 00er-Jahre war von einer grossen Unsicherheit geprägt: Am 31. Dezember 1999 war die Angst gross, was passieren würde, wenn die Computer von 99 auf die Zahl 00 umspringen. Teilweise herrschte kollektive Panik vor dem Zusammenbruch vieler Systeme. Um Mitternacht zeigte sich dann, dass der Millennium-Bug keine nennenswerten Auswirkungen hatte. Die 00er-Jahre starteten anschliessend mit einer Reihe Neuerungen, wobei die meisten zuerst eher im privaten Umfeld eine Rolle spielten, bevor sie dann vielfach von Unternehmen adaptiert wurden. MySpace war der erste Einstieg in «Social Media» für Künstler und wurde schon ab 2004 vom globalen Phänomen Facebook vom Thron gestossen. Die Wikipedia ist seit 2001 immer umfangreicher geworden und hat das Geschäftsmodell buchgewordenen Wissens in Form von Enzyklopädien schnell überflüssig werden lassen. Später wurde das Phänomen, bestehende Geschäftsmodelle auszulöschen, mit dem Schlagwort Disruption betitelt. 2005 sorgte YouTube mit Bewegtbildern für eine Erweiterung des Social-Universums. Digitale Technologien haben im Privatbereich analoge Technologien weitgehend abgelöst: Musik auf CDs und Schallplatten wird inzwischen vorrangig durch Streaming- Plattformen ausgeliefert, die überall abrufbar sind. Gleiches gilt für Filme. Videotheken stehen auf der «Roten Liste», die Nutzung von Video-Plattformen ist stattdessen die Regel. 1997 erblickte Google das Licht der Welt; zu dieser Zeit beherrschten Suchmaschinen namens AltaVista und Yahoo den Markt für Suchanfragen im Internet; Google avancierte in nur wenigen Jahren (in den meisten Ländern der Welt) zum Marktführer und ist mit grossem Abstand auch aktuell die meistbesuchte Website der Welt. Online-Tagebücher – Blogs – hatten in den 2000ern eine goldene Ära und sorgten für eine riesige Sammlung von Informationen und Meinungen zu allen denkbaren (Nischen-)Themen. Der Trend fand auch in Teilen der Wirtschaft Anklang und wurde dort von Unternehmen zur Kundenbindung genutzt oder als Möglichkeit betrachtet, Nachwuchs für sich zu gewinnen. USB-Stick waren das neue Speichermedium schlechthin – Daten liessen sich auch in grossem Umfang auf den winzigen Geräten speichern und transportieren. Der USBStick erwies sich als unverzichtbarer Begleiter, bis Computerviren auf den Sticks eine unerwünschte Begleiterscheinung wurden. (Klapp-)Handys und Blackberrys waren weit verbreitet und Palm bot im Februar 2000 seinen Kunden den ersten Handheld mit einem farbigen Display an. Es sollte nur noch wenige Jahre dauern, bis die Nachfolger der Handhelds – Smartphones – den Markt aufrollen: Das Iphone läutet den Beginn der neuen Ära im Jahr 2007 ein.

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Immer schneller

In den 2000er-Jahren wurde der Grundstein für die digitale Welt von heute gelegt. Langsame Modem-Geschwindigkeiten wurden durch ISDN («Integrated Services Digital Network») abgelöst. Kupfer ist mit DSL-Varianten auch heute noch für viele kabelgebundene Internetzugänge verantwortlich. Für die Telekommunikationsunternehmen ist es wenig attraktiv, die abgeschriebenen Netze stillzulegen. Die steigende Nutzung von Glasfaseranschlüssen wird am Ende dennoch von der Stilllegung des Kupferanschlussnetzes begleitet werden. Telekommunikations-Anbieter mussten dafür massiv in den Ausbau leistungsfähiger Breitbandnetze investieren. Breitbandnetze werden sich im nächsten Jahrzehnt sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk durchsetzen. Die weltweite Datennutzung wird weiter steigen. Für die Zeit nach 2030 soll 6G völlig neue Möglichkeiten in IT und Telekommunikation eröffnen. Die ITWelt ist von nie endenden Innovationen geprägt, trotz manchen Fehleinschätzens wie etwa von Bill Gates im Jahr 1993, als er das Internet gegenüber Mitarbeitenden als «Hype» abgetan haben soll. Es dauerte nicht lange, bevor er eines Besseren belehrt werden sollte. In der Arbeitswelt wurden Geschäftsprozesse digitalisiert, Software sorgt im Idealfall für ein papierloses Büro. Das ermöglicht medienbruchfreies Arbeiten und den verstärkten Einsatz von Home- Office. Cloud-Dienste haben den USB-Stick in den meisten Bereichen abgelöst und sie sorgen darüber hinaus für die Aufgabe ganzer Unternehmens-Rechenzentren und die Bereitstellung von Software aus der Ferne («Software as a Service»). 3D-Drucker werden privat, aber ebenso in der Industrie für das Prototyping, die Produktion von Ersatzteilen und sogar im Bauwesen genutzt. Navigationssysteme sorgen im Strassenverkehr für das Routing, smarte Technik steuert Hauselektronik. Smarte Kühlschränke, die selbstständig Milch nachbestellen, sollten eine Killer-Anwendung zu Zeiten der Dotcom-Euphorie werden. Der Traum ist nie wirklich real geworden und mit der Dotcom-Blase zerplatzt (wenngleich heute einige den smarten Kühlschrank als Retter gegen die Lebensmittelverschwendung sehen). Inzwischen existieren smarte Produkte aber durchaus: Sie kommunizieren miteinander; Maschinen melden selbstständig, wenn eine Wartung ansteht oder ein Bauteil droht, auszufallen, um Betriebsunterbrüche möglichst zu minimieren. Wartungstechniker können aus der Ferne auf Geräte zugreifen. «Machine Learning» und «Deep Learning » sorgen nicht nur für die Verarbeitung grosser Datenmengen («Big Data»), sondern dafür, dass Auswertungen ohne menschliche Eingriffe funktionieren. Digitale Transformation bedeutet in vielen Unternehmen aktuell, die sinnvolle Nutzung von Technologien wie KI voranzutreiben. Und über allem schwebt die Unsicherheit von Datensicherheit und Cyber-Attacken. Sie zu beherrschen, war vor 25 Jahren erheblich leichter. Dass diese Zeiten zurückkehren werden, ist unwahrscheinlich. Sicher aber ist: Innovationen in der IT wird es noch reichlich geben – begleitet durch «it business». ■

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